Sofageschichte 02​

Small is beautiful

Sofageschichte 02

Kaum hatte ich iwee gegründet, habe ich es jemanden erzählt, was ich vorhabe, der eine Geschäftsführerposition von einer größeren Organisation Inne hatte. Er hatte mir daraufhin geantwortet, dass wenn ein Bekannter (ein Unternehmer den ich auch kenne) das machen würde, dann hätte er schon eine kleine Fabrik mit aufgemacht für die Produktion.

Interessanterweise hat mich diese Aussage lange beschäftigt und ich habe mir überlegt, ob ich einen Fehler damit mache, wenn ich klein bleibe mit der Ledermanufaktur. Es ist tatsächlich nicht sehr effizient, alles selber zu machen: Vom Materialbeschaffung, Design über Produktion, Verkauf, Marketing, Internet, Online-Shop, Sozial Media von Datenschutz mal ganz abgesehen.

Kennt Ihr aber dieses Gefühl, dass jemand Dir mit einer Idee kommt, du aber überhaupt nicht darauf scharf bist? Das kann mindestens zwei Ursachen haben: Erstens kommt die Idee nicht von dir, deswegen ist es schon mal weniger interessant oder gar störend (daher kommt der Spruch „Ratschläge sind auch Schläge.“). Zweitens kann es sein, dass die Idee an sich gut wäre, aber nicht für dich persönlich. Weil sie einfach nicht zu deiner Persönlichkeit passt. Deswegen kann es eine gute Idee sein und Spaß machen, auf Bäume zu klettern, nicht aber wenn du ein Fisch, ein Elefant oder ein Igel bist. Für diese gibt es andere Lösungen.

Ich bin als Mensch so gestrickt, dass ich das meiste erleben muss, um es begreifen zu können. Ich bin der Typ, der nicht visuell oder auditiv lernt, sondern alles aufschreiben muss. Der Kinästhetiker. So begreife ich neue Inhalte. Ich fasse gerne Materialien an, ich kann die Finger oft nicht davon lassen. Du kannst denken, wie oft ich in Museen abgemahnt wurde.

Zurück aber zu meinem Business: Der Spaß, die Motivation entsteht durch meine Arbeit. Ich erträume ein Design, probiere aus, produziere, teste bei Märkten, im Internet, mache Fotos, setze in Szene, individualisiere für Kunden das Modell. Das alles ist sehr kreativ und vor allem mit Kunden zusammen entsteht eine Co-Kreation. Manchmal muss ich Tage warten, bis die richtige Idee für ein kleines Problem kommt, manchmal kommen sie sehr schnell. Kreativität kann man nicht erzwingen, ich weiß aber, dass ich eine Herausforderung erstmal loslassen muss, dann kommt die Lösung automatisch zu mir. 

Wenn ich aber so detailverliebt mit beiden Händen arbeite, was würde ich davon haben, eine Fabrik zu gründen oder vielleicht sonst wo produzieren zu lassen? Ich würde davon haben, dass ich etwas mache, was ich nicht mag. Ich würde nur noch organisieren, koordinieren, delegieren, nachhaken, unter Druck setzen, verhandeln…und hätte mit dem Schaffensprozess nur noch wenig zu tun. Dieser Job würde Managerin heißen.

 

Und noch ein sehr wichtiger Aspekt, den wir nicht vergessen dürfen: In der Modeindustrie wurde in den letzten Jahrzehnten so viel überflüssig produziert, dass diese Produkte den ganzen Erdball überfluteten. Es ist viel in schlechter Qualität, unter menschenverachtenden Produktionsbedingungen und mit einer sehr hohen Belastung der Umwelt entstanden. Diesen Prozess will ich nicht unterstützen. 

Daher mache ich SMALL SLOW & FAIR FASHION.