Mein Leben als Sofajägerin
Sofageschichte 01
Vor kurzem habe ich die Sofas und Sessel zusammengezählt, die ich in den letzten Jahren für die Ledermanufaktur gesammelt habe. Bis Anfang des Jahres 2019 waren es 23 Stück bzw. Garnituren. Dadurch habe ich mittlerweile eine recht große Farbenvielfalt und weiß, von welchem Leder ich lieber die Finger lassen sollte.
Das Jagen und Häuten der Sofas führt mich mit sehr unterschiedlichen Menschen zusammen in Situationen, die mal sehr nett, mal etwas befremdlich sind. Die alten Sofas haben eine lange Geschichte, die ich nicht immer aber öfters mitbekomme und auch Produkte, die daraus gemacht werden, rufen erstaunliche Reaktionen hervor.
Öfters kommt es vor, dass Lieblingssofas abgegeben werden, mit denen viele schöne Erinnerungen verbunden werden. Da kann es vorkommen, dass die Spender, noch unbedingt etwas daraus haben möchten. Das freut mich, weil ich sowohl ein Sofa als auch einen Auftrag bekomme.
Einmal habe ich erlebt, dass jemand sich entschuldigt hatte, das (weiße) Sofa vor dem Verschenken nicht richtig gereinigt zu haben. Mal waren zwei wirklich schöne Sofas auf der Straße, wo nur eins mit ins Auto passte. Meine lieben Yogagruppen-Mitglieder schoben das Sofa abends um 22 Uhr im Regen mit mir ins Auto.
Oder mein Mann rief mich vor Monaten aus dem Auto an, dass eine Straße weiter von uns ein Sofa auf der Straße wäre. Es heißt schnell hin, sonst kommen gleich die Sperrmüllwagen. Nun hatte ich keine Zeit dann auf der Straße alles an Leder abzuziehen, das hätte mehrere Stunden gedauert. Schön wäre es gewesen, wenn mein Mann noch schnell hätte zurückfahren können, um mit mir das Sofa nach Hause zu schieben. Und ich finde es auch immer etwas peinlich vor fremden Häusern ungefragt Möbel auseinander zu nehmen. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als versuchen das Sofa zuerst nach Hause zu schieben. Kein weiter Weg, vielleicht 80m, nur ist das Sofa unglaublich schwer. Letztendlich organisierte ich zwei Rollplatten, die Füße ragten etwas darüber hinaus, das Sofa rutschte immer wieder ab. Zum Schluss tauchten eine ältere Dame und eine junge Frau auf und versuchten mit mir, das andauernd abrutschende Sofa zu mir nach Hause zu schieben. Geschafft!
Vor drei Jahren habe ich von einem netten Ehepaar die Gelegenheit bekommen, ihre zwei Sofas abzuziehen. Sie hatten die Sofas von den Eltern des Mannes noch beim Einzug erhalten. Nach 20 Jahren wollten sie ein neues Sofa.
Kurz danach, habe ich eine erste Tasche daraus gemacht, die die Frau unbedingt der Schwester des Mannes zeigen wollte. Die Schwägerin hat beim Anblick der Tasche ganz schlimme Zustände bekommen. Die Tasche gefiel ihr sehr gut, aber die Erinnerung an die Beziehung zu den verstorbenen Eltern machte sie völlig fertig.
Einmal habe ich einen tollen Sessel abgeholt. Ich habe mit einer Frau gesprochen, allerdings war ein Mann zu Hause, der mir die ganze Wohnung zeigen wollte. Kurz habe ich mir noch ein Zimmer angeschaut, dann dachte ich, raus hier, mir wurde sehr mulmig. Den Sessel haben wir noch ins Auto verfrachtet.
Wie ihr seht, ich lebe gefährlich, begebe mich freiwillig in peinliche Situationen und erlebe Aufregendes bei der Materialbeschaffung.